Lundenbergharde

Das geologische Rückgrat der Lundenbergharde bildete die Witzworter Nehrung, die einst weiter nach Norden etwa bis zur heutigen Insel Nordstrand reichte. Zu beiden Seiten dieses Sandwalles erstreckte sich bis zum Hochmittelalter ein Hochmoor, dass die ersten Siedler seit dem 12. Jahrhundert kultivierten. Reste der typischen Marsch- bzw. Moorhufensiedlungen erstrecken sich als langgetreckte Ketten flacher kleiner, aus Klei aufgehöhter Hofwarften mit anschließenden Streifenfluren heute noch im Gebiet von Witzwort und Uelvesbüll im östlichen Eiderstedt sowie auf Nordstrand. Die Lundenbergharde, die wohl bis zu den schweren Stumfluten des 14. Jahrhunderts die Halbinsel Eiderstedt mit den Harden des alten Strandes verbunden hatte, verkleinerte sich infolge von Sturmfluten immer weiter.

Geologischer Schnitt durch die bronzezeitliche Nehrung bei Lundenberg.

 

Nach dem Untergang nicht genau lokalisierbarer mittelalterlicher Kirchspiele mussten in der frühen Neuzeit die Kirchen von Lundenberg und Simonsberg ausgedeicht werden, von denen sich nur Kulturspuren im Watt erhalten haben. Mehrfach wurde der Seedeich der Lundenbergharde zurückverlegt, deren letzte Reste 1717/18 untergingen. Erst in der Neuzeit entstand hier der Simonsberger Koog. Südlich der Lundenbergharde war im späten Mittelalter als Seitenarm der Hever die sog. Nordereider bis zur Eider durchgebrochen, bevor dieses Gebiet wieder bedeicht wurde. Der ehemalige südliche Seedeich der Lundenbergharde bildet heute den nördlichen Deich des Adolfskooges.

Westlich der Lundbergharde brach im späten Mittelalter die Uelvesbüller Bucht ein, die sich bis Tetenbüll und fast nach Osterhever erstreckte. Auch hier gingen mehrere Kirchen verloren. Kulturspuren sind hier nicht zu Tage getreten. Aus hochmittelalterlicher Zeit stammen hier jedoch noch einige Warften wie Schockenbüll. Die Bedeichung der Uelvesbüller Bucht erfolgte von ihren Rändern her und war bis zum 17. Jahrhundert abgeschlossen.

Landschaftsgeschichtliche und archäologische Untersuchungen in der Lundenbergharde erfolgten von Prof. Dr. Erich Wohlenberg, dem ehemaligen Direktor des Nissenhauses in Husum (heute: Nordseemuseum). Über die wechselvolle Landschaftsgeschichte dieser Region referierte am 28.11.2019 Dr. habil. Dirk Meier in Uelvesbüll. Ein kurzes Kapitel zur Lundenbergharde findet sich auch im Küstenatlas (siehe: Literatur). 

Watt im Bereich der untergegangenen Lundenbergharde mit dem Blick nach Norden Richtung Hever und Nordstrand. Foto: Dirk Meier

 

Literatur: 

Dirk Meier, Hans Joachim Kühn u. Guus J. Borger, Der Küstenatlas. Das schleswig-holsteinische Wattenmeer zwischen Vergangenheit und Gegenwart (Heide 2013).  Boyens.

Erich Wohlenberg, Die Lundenberg Harde. Eine historische küsten- und deichbaugeschichtliche Monographie aufgrund neuer Grabungen im nordfriesischen Wattenmeer (1962 bis 1977) nebst Freilegung eines doppelten Stackdeiches und Öffnung eines historischen Nüstersieles, beides vor Ort beim "Halbmond" im Seedeich Südermarsch-Lundenberg bei Husum. Die Küste. Archiv für Forschung und Technik an der Nord- und Ostsee. Heft 48, 1989, 9-119.