Ausgrabung: Elisenhof
Nördlich der Eider wanderten im 8. Jahrhundert Friesen ein, während südlich des Flusses der sächsische Teilstamm der Dithmarscher siedelte. Die friesische Landnahme hat in der schrifltichen Überlieferung keinen Niederschlag gefunden. Vermutlich verließen viele Friesen ihre Heimat in den nördlichen Niederlanden, da sie dem Druck des ausgreifenden Fränkischen Reiches entgehen wollten. Die Friesen wurden dabei aber auch zu Trägern des Fränkisch-Friesischen Handels, der von Dorestad am Alten Rhein im mittelholländischen Flussgebiet um 700 n. Chr. seinen Ausgang nahm.
Das das Dithmarscher Küstengebiet nach Ausweis der Hamburger Bischofsgeschichte Adams von Bremen und archäoligischer Ausgrabungen nach seit dem 7. Jahrhundert von Sachsen besiedelt war, zielte im Eidermündungsgebiet die friesische Landnahme im Eidermündungsgebiet vor allem auf die hohen Uferwälle nördlich der Eider mit ihren fruchtbaren Salzwiesen.
Umfangreiche Ausgrabungen auf der Dorfwarft Elisenhof westlich von Tönning erfolgten von Bantelmann (1975) in den Jahren 1957-1958, 1961 und 1963-1964. Wie die Untersuchungen zeigten, wurde im 8. Jahrhundert n. Chr. eine Flachsiedlung auf einem zwischen NN +1 bis +2 m hohen Uferwall der Eider angelegt, kurze Zeit später bezog man die Abhänge des Uferwalles in das Siedlungsareal mit ein. Die Hofplätze verschoben sich mit ihren Nord-Süd gerichteten Häusern allmählich hangabwärts, bis man im Laufe des 9. Jahrhunderts das Prielbett zuschüttete und überbaute.
Zehn Gehöfte lassen sich nachweisen, darunter sieben mit Wohnstallhäusern. Stets befanden sich die Stallteile der 5,2-5,9 m breiten und bis zu 32 m langen Wohnstallhäuser auf den hangabschüssigen Seiten des Uferwalles. Die an der Giebelseite zugänglichen Ställe weisen Innenpfostenpaare auf, in den Ställen ließen sich je nach Größe zwischen 10 und 32 Großtiere unterbringen. Je zwei Wohnstallhäuser standen dicht beisammen, breite Wege trennten sie vom Nachbargrundstück. Diese Hausform blieb bis in das 11. Jh. nahezu unverändert. Auf dem Nordhang des Uferwalles liegen abseits dieser Kernsiedlung vier jüngere Gehöfte. Elisenhof war eine mittelgroße Gruppensiedlung mit gemeinsam genutzten landwirtschaftlichen Anbau- und Nutzflächen. Handwerkerhäuser lassen sich nicht belegen, handwerkliche Tätigkeiten dürften daher im Hausbereich erfolgt sein.
Die Siedlung wurde durch die sie umgebene Seemarsch geprägt, die Salzwiesen boten die entscheidene Grundlage für die Viehzucht. Nach der Keramik fällt die Siedlung im 11. Jahrhundert wüst.
Literatur:
Albert Bantelmann, Die frühgeschichtliche Marschensiedlung beim Elisenhof. Landschaftsgeschichte und Baubefunde. Studien Küstenarchäologie in Schleswig-Holstein, Ser. A, Elisenhof 1 (Bern-Frankfurt 1975)