Ausgrabung: Jarrenwisch
Jarrenwisch in der Dithmarscher Nordermarsch 2 km östlich von Wesselburen gehört zu den typischen hochmittelalterlichen Marschhufensiedlungen im Sietland. Die kleine Hofwurt war wie andere dieses Typs als Schutz gegen Binnenwasserhochwasser direkt auf dem Moor errichtet worden, das hier um 1030 bestand. Dieses hatte sich gebildet als sich die Küste in Norderdithmarschen mit dem Aufwuchs junger hoher Seemarschen nach Westen verlagert hatte.
Von deren Wurtendörfern aus begann im 12. Jahrhundert ein Landesausbau mit der Gründung weiterer Wurten und der Urbarmachung des vermoorten Sietlandes durch Entwässerung. Sielzüge führten das Binnenwasser durch Siele im neu errichten Seedeich der Nordermarsch in die Nordsee ab. Bis zum späten Mittelalter entstanden östlich von Jarrenwisch zwei weitere Siedlungsreihen von Hofwurten mit anschließenden Streifenfluren. Mit der Gründung des Kirchortes von Neuenkirchen 1323 war der Landesausbau im Wesentlichen abgeschlossen.
Reste des Moores blieben nur mit dem Weißen Moor erhalten, das unter Naturschutz steht. Dieser enorme mittelalterliche Arbeitsaufwand war notwendig, da eine stark gestiegene Bevölkerung nach Brot und anderen Agrarprodukten verlangten. Auf den wölbartig aufgewachsenen Ackerbeeten wurde vor allem Roggen als wichtigstes Brotgetreide angebaut. Heute sind diese alten Ackerbeete nur noch dort erhalten, wo sie unter Grünland liegen. Die Flurreformen haben viele dieser alten landwirtschaftlichen Flurformen beseitigt.
Dieser Landesausbau in die Moorgebiete hatte im 11. Jahrhundert in Holland seinen Ausgangspunkt genommen und sich dann schnell entlang der südlichen Nordseeküste ebenso wie in den Flussmündungsgebieten von Weser und Elbe ausgebreitet (Hollerkolonisation).
Mittelalterliche Wölbäcker in der Dithmarscher Nordermarsch. Foto: Dirk Meier
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