Eddelak und Ostermoor

In der römischen Kaiserzeit bedeckten den inneren Bereich der Dithmarscher Südermarsch ausgedehnte Moore östlich der höheren Seemarsch mit ihrer Dorfwurtenzone. Siedlungs- und Wirtschaftsmöglichkeiten boten hier vereinzelt nur höhere Uferwälle an Prielen. Hier lagen kleinere Siedlungen wie Eddelak und Ostermoor.

 

Eddelak

Nachdem bei Drainagearbeiten hier 1877/78 Scherben und Pfahlsetzungen gefunden und vom Marner Arzt Dr. Hartmann bestimmt wurden, erfolgten 1935 Sondagen von Werner Haarnagel. 2004 führten Dr. Dietrich Hoffmann, Dr. Dirk Meier, Dr. Klaus Ricklefs, Jens Pauksztat und Jens Martensen auf dem Fundplatz Bohrungen durch. Neuere Beobachtungen des Archäologischen Landesamtes dokumentierten ebenfalls Gräben und Pfostengruben, jedoch keine Häuser. Der Beginn der Siedlung fällt in das 1. Jahrhundert, die Aufgabe erfolgte spätestens um 300 n. Chr.

 

Ostermoor

In Ostermoor befand sich entlang eines Prieles ein aus schluffigen Sedimenten aufgebauter bis NN +0,70 m hoher Uferwall an einem Priel. Die vom Priel angenagten Steilkanten waren von jüngeren Sedimenten des mäandrierenden Prieles bedeckt. Vor der Besiedlung durch den Menschen wuchsen auf den höheren Teilen des Uferwalles Schilfrohr und Erlen. Hinter dem Uferwall breiteten sich Schilfdickichte aus.

Über den Priel waren mit Booten Menschen hierher gelangt und hatten auf dem Uferwallauf fünf in einer Reihe angelegte Wohnstallhäuser errichtet. Das nachgewiesene Siedelareal erstreckte sich etwa auf einer Länge von 200 m und einer Breite von 50 m. Die Schmalseiten der um die 5 m breiten und 14 m langen, auf flachen Sodenpodesten errichteten Häuser waren auf den Priel hin ausgerichtet.  Auf dem Uferwall befanden sich nach Ausweis sich kreuzender Hakenpflugspuren unter einem später errichteten Haus auch die Felder. Zur Bodenverbesserung hatten die Siedler aus Gräben kalkreichen Klei aufgebracht. Neben Spinnwirteln, Webstuhlgewichten, Geräten aus Knochen und Geweih sowie einheimischer Keramik wurden auch einige Bruchstücke römischer Terra Sigillata aus der zweiten Hälfte des 1. und dem zweiten Drittel des 2. Jahrhunderts gefunden.

Die Umgebung der nur kurzzeitig bestehenden Siedlung prägte eine unvollständig verlandete Marsch, an deren tiefsten Stellen flache Restseen die Oberflächen bedeckten. Den Uferwall überspülten nur gelegentlich höhere Wasserstände. Aufgrund einer zunehmenden Vernässung des Wirtschaftslandes verließen die Menschen im 2. Jahrhundert ihre Wohnplätze. Über dem einstigen Siedelareal und den verlandeten Priel breitete sich eine Hochmoorvegetation aus, die bis zu ihrer Urbarmachung in der frühen Neuzeit bestand.

 

Literatur:

Albert Bantelmann, Die kaiserzeitliche Marschensiedlung Ostermoor bei Brunsbüttelkoog. Offa 16, 1957/1958, 53–79.

Jens Martensen u. Dirk Meier: „Als ich erfuhr, dass...in der schweren Marsch bei Eddelak eine große Menge Urnen ausgegraben wurde...“ Dithmarschen. Landeskunde – Kultur – Natur, Heft 2, 2004, 35-43.

https://www.academia.edu/26610305/Martensen_Meier_Eddelak.pdf

Dirk Meier, Landschaftsentwicklung und Siedlungsgeschichte des Dithmarscher Küstengebietes von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter. In: Verein für Dithmarscher Landeskunde (Hrsg.), Geschichte Dithmarschens Bd. 1 (Heide 2015), 65–98.