Wesselburen

Der heutige Ort Wesselburen liegt auf zwei Dorfwurten, der Kirchwurt und der Klingbergwurt. Die zentrale Dorfwurt mit der Kirche stammt nach kleineren archäologischen Untersuchungen etwa aus dem 9. Jahrhundert. Spätestens im 12. Jahrhundert wies der 1187 und 1281 urkundlich erwähnte Ort die heutige Struktur auf: Ausgehend von der höchsten Stelle, auf der die Kirche liegt, führen die Hauptstraßen strahlenförmig zum Rand der Dorfwurt, wie es vielfach für das Mittelalter in den südlichen Nordseemarschen belegt ist.

Bohruntersuchungen des Archäologischen Landesamtes von Volker Thiel, die von Dr. Dirk Meier wissenschaftlich begutachtet wurden, zeigen, dass Wesselburen ähnlich wie Hassenbüttel von vorne herein als eine Gruppe mehrerer Hofwurten entstand. Aus deren Zusammenschluss und weiterer Erhöhung mit Mist- und Kleiaufträgen bildete sich die heutige große Dorfwurt heraus. 

Neben der Kirche entstand ein Markt, die Agrarprodukte wurden in der zugehörigen kleinen Wurt Norddeich mit seinem kleinen Sielhafen umgeschlagen. Mit der Bedeichung des Olde Feldes um 1500 verlor diese Anlegestelle ihre Funktion.  

Der älteste Teil der Kirche stammt aus romanischer Zeit. Von dem einschiffigen Feldsteinbau sind noch Teile des Chores und der aus Ziegelsteinen erbaute Rundturm erhalten. Im 15. Jahrhundert bestand dann eine spätgotische dreischiffige Hallenkirche. Nach dem verheerenden Brand Wesselburens 1736 wurde die ausgebrannte Kirche vom Baumeister J. G. Schott mit finanzieller Hilfe des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf 1737/38 unter Wiederverwendung der alten Fundamente und noch stehender Mauern wieder aufgebaut. Seitdem erhebt sich über dem etwa quadratischen Mittelteil ein hohes Walmdach, das ein achteckiger Zwiebelturm im russischen Stil krönt, da die herzogliche Familie mit dem Zarenhaus verwandt war. Aus der mittelalterlichen Kirche stammen noch die Sandsteintaufe und die Standfiguren von Maria und Johannes. Komplett erhalten ist die barocke Ausstattung.

Bei der Kirchenrenovierung 1975-1977 wurde an der Ostseite des Kirchendaches eine Bauinschrift von 1738 freigelegt, deren anstößiger Text später mit einem anderen übermalt wurde:

MICh hatte Gottes WVth DVrCh FeVers BrVnst Verbrannt

letzt WerD ICh aVgebautVt DoCh Wle? Von Gottes HanD

Du hältst deine Hand über mir Ps CXXXIX V 5 

In der ehemaligen Zuckerrübenfabrik befindet sich heute das Kohlosseum, das auch eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Marschen und der Landwirtschaft aufweist.

Blick auf die Kirche von Wesselburen. Foto: (c) Erich Meier 1942, Archiv Meier