Bohrungen auf Wurten
Auf mehreren Dorfwurten und Hofwurten in der Dithmarscher Marsch haben wir seit 1991 Bohrungen durchgeführt. Diese dienten der Dokumentation des Schichtenaufbaus. Neben den von uns archäologisch untersuchten Wurten besitzen wir von weiteren Bohrschnittprofile. Viele dieser Bohruntersuchungen führte Martin Kerber durch, der leider seine Magister-Arbeit bei der AG Küstenarchäologie abbrach.
Bohrungen auf Dorfwurten ohne Ausgrabungen
Den Dorfwurten mit Kernen aus dem 1. Jahrtausend n. Chr. ist ihr differenzierter Schichtenaufbau aus Mistaufträgen, Kleiaufträgen sowie Siedlungs- und Brandschichten gemeinsam. Von einigen Brand- und Mistschichten, wie in Trennewurth, haben wir Radiokarbondatierungen und paläobotanische Analysen. Die im Hochmittelalter angelegten Dorfwurten wie Großbüttel bestehen hingegen überwiegend nur aus Kleiaufträgen.
Großbüttel, Süderwöhrden LA 28, Norderdithmarschen
1995 durchgeführte Bohruntersuchungen der Arbeitsgruppe Küstenarchäologie deuten auf einen Aufbau aus Mistschichten und Kleilagen sowie vor allem reinen Kleiaufträgen ohne Mist hin. Die Dorfwurt dürfte im 12. Jahrundert entstanden sein.
Ammerswurth, Meldorf-Marsch LA 13, Süderdithmarschen. 1. Jahrtausend n. Chr.
Im Sommer 1994 wurden auf dem nicht bebauten Nordwestteil der Wurt je eine Bohrachse in nord-süd und ost-westlicher Richtung angelegt. Die Bohrungen ergaben, dass die Wurt auf einem bis NN +2,20 m hohen Marschrücken entlang der in die Meldorfer Bucht mündenen Miele errichtet worden war. Der untere Teil bis zu einer Höhe von NN +3,50 m besteht aus einer differenzierten Schichtenfolge von Mist, abdeckenden Kleischichten und Brandschutt, wobei sich in einer Höhe von NN +2,50, +3,00 und +3,75 m Siedlungshorizonte in Form holzkohlehaltiger Kulturschichten abzeichnen, die von etwa 1,5 m mächtigen Kleiaufträgen des hohen- und späten Mittelalters bedeckt werden. Die differenzierte, nur randlich erfaßte Schichtenfolge im unteren Teil der Wurt läßt eine Datierung in die römische Kaiserzeit oder das frühe Mittelalter vermuten. Ein alter Siedlungskern dürfte unter der heutigen Bebauung liegen.
Elpersbüttel LA 18, Süderdithmarschen
Mit fast 90.000 m² Siedlungsfläche und einem Durchmesser von etwa 225 m in nord-süd und 400 m in ost-westliche Richtung zählt Elpersbüttel zu den größten Dorfwurten der Dithmarscher Südermarsch. Im Sommer 1994 wurde in dem im Südwesten der Wurt eine Bohrachse mit 9 Bohrungen in nord-südlicher Richtung angelegt; zwei weitere Bohrungen erfolgten im Norden der Wurt. Die Bohrungen im Südwesten deuteten an, daß auf einer NN +0,50 m hohen Marsch die Besiedlung mit flachen Kleiwurten begann, wobei die Zwischenräume dieser Hofplätze mit Mist verfüllt wurden. Ein ältester Siedlungshorizont zeichnete sich in Form einer Brandschicht auf einer Höhe von NN +1,10 bis +1,50 m ab. Bis zu einer Höhe von NN +3,20 m folgt eine differenzierte Schichtenfolge aus Mistlagen, Kleischichten und Brandschichten ab, die möglicherweise drei weitere Siedlungshorizonte des 1. Jahrtausends n. Chr. umfassen. Darüber folgen jüngere Kleiaufträgen des hohen und späten Mittelalters.
Trennewurth, Süderdithmarschen
Bei der Anlage zweier Bohrachsen im Frühjahr 1995 im zentralen Bereich der Dorfwurt konnten zwei Siedlungshorizonte erschlossen werden, von denen der untere auf einer Höhe von NN +0,80 m bis NN +1,40 m, der obere zwischen NN +1,90 m und NN +2,70 m lag. Die untere Mistschicht (Bohrpunkt 2) wies ein Radiokarbonalter (KI-3982) von 2060±55 BP auf, was einem korrigiertem Kalenderalter von 200 BC - 55 AD entspricht. Dadurch ist belegt, dass die Dorfwurt einen alten Siedlungskern aus der römischen Kaiserzeit aufweist. Weitere 1998 im östlichen Randbereich der Dorfwurt vorgenommene Bohrungen deuteten an, daß die Wurt im Mittelalter zu den Rändern hin mit Klei erweitert worden war.
Schülp, LA 2, Norderdithmarschen
Über NN +4 m hohe, 550 lange und 175 m breite, bebaute Dorfwurt mit Umfassungsgraben, Ringstraße und schachbrettförmiger Siedlungsstrukutr. Nach der Dithmarscher Chronik von Vieth (1733), vormalig Oster Teich genennet, hat anjetzo seinen Nahmen vom Abschulpen oder abspühlen, weil daselbst 2 Dörffer durch die Wasserfluth abgerissen worden. Hie ist ein schöner Haven, so im Sommer von den Holländern und Rendsburgern fleißig besuchet wird. An der Poststraße erfolgten 1995 Bohruntersuchungen der Arbeitsgruppe Küstenarchäologie. Danach befand sich über einem Torf von 410+-70 BP (KI-3983,01), was einem korrigierten Alter von 1410-1645 AD entspricht, ein bis 2 m mächtiger Kleiauftrag des Mittelalters.
Kleine Wurten der römischen Kaiserzeit
Wennemannswisch Mühlenwarft, Norderwöhrden LA 4, Norderdithmarschen
Eine 1979 und 1981 durchgeführte Begehung erbrachte kaiserzeitliche und mittelalterliche Keramik, weitere älterkaiserzeitliche Scherben wurden 1993 gefunden. Bis 1850 soll hier eine Mühle gestanden haben. Südlich lag vermutlich eine Erdentnahmestelle für eine Ziegelei. Eine 1993 von der Arbeitsgruppe Küstenarchäologie durchgeführte Bohruntersuchung erbrachte den Nachweis einer, auf einer NN +1,20 m hohen Marsch angelegten Flachsiedlung mit insgesamt bis einen Meter mächtigen Brand-, Siedlungs-, Mist- und abdeckenden Kleischichten. Über der älterkaiserzeitlichen Flachsiedlung befindet sich ein Auftrag aus Klei. Im unmittelbaren Umland auf den Hofwurten LA 59 und 60 durchgeführten Bohrungen lassen ein größerers ausgedehntes Siedlungsareal kaiserzeitlicher Flachsiedlungen vermuten. Da die Fennen teilweise abgeziegelt sind, dürfte dieses Siedlungsareal nur unter den Hofwurten erhalten sein.
Ostermenghusen, Schmedeswurth LA 12, Süderdithmarschen
Flachsiedlung und Wurt der römischen Kaiserzeit unter hochmittelalterlichem Wurtauftrag. Im Untergrund sind Schilftorfe vorhanden. Beim Abgraben der Südostecke der Warft im Jahre 1883 traten diverse Fundstüke zutage, darunter ein scheibenförmiges Webgewicht sowie viele Scherben unsicherer Datierung, Knochen, Holzreste, Handmühlsteine und Eisenschlacken.
Volsemenhusen LA 13, Süderdithmarschen
Bei einer Bohrsondage im Frühjahr 1995 wurde unter einem tonig bis schluffigen Kleiauftrag über der NN +0,60 m hohen Marsch ein bis zu 0,80 m mächtiger Torf erschlossen, der Teil der weiträumigen frühmittelalterlichen Sietlandsvermoorung bildet. Eine Radiokarbondatierung (KI-3981) erbrachte das Alter 1340±50 BP, was einem kalibriertem Kalenderalter von 640-780 AD entspricht.
Bohrungen auf Hofwurten des Hochmittelalters ohne Ausgrabungen in Süderdithmarschen
Die Bohruntersuchugen auf hochmittelalterlichen Hofwurten in Süderdithmarschen belegen, dass diese wie auch durch eine Ausgrabung in Jarrenwisch in Norderdithmarschen nachgewiesen, im Rahmen des Landesausbaus auf dem noch unkultivierten Moor errichtet wurden. Das Moor verschwand dann infolge der Entwässerung im Rahmen des Landesausbaus.
Westerbüttel, Brunsbüttel LA 49
Bei einer Bohrsondage im Frühjahr 1995 wurde unter einem tonigen Kleiauftrag ein bis 0,55 m mächtiger Torf erschlossen. Zwei 14-C Proben des Torfes erbrachten das Alter von 1160±35 BP bzw. 1140±40 BP, was einem kalibriertem Kalenderalter von 780-985 AD bzw. 780-990 AD entspricht. Somit wurde die Hofwarft im Zuge des hoch- und spätmittelalterlichen Landesausbaus angelegt, der das im frühen Mittelalter vermoorte Sietland erfasste. Die ältesten Hofwurten entstanden auf dem noch nicht abgetorften Moor.
Hofwurt Schmielau, Brunsbüttel LA 57
In nord-südlicher und ost-westlicher Richtung angelegte Bohrungen zeigten, daß die etwa 2,50 m hohe Hofwarft aus humosen Material und Klei als Schutz gegen das Binnenwasser auf der im Untergrund vermoorten Marsch errichtet worden war. Eine botanische Analyse erbrachte den Nachweis von Salz-Dreizack (Triglochin maritimum).
Im Jahre 1781 wurde auf dieser Hofwarft von Johann Boie aus Brunsbüttel das große, reich ausgestattete Fachhallenhaus mit Querdeel errichtet, das sich ab 1793 im Besitz der Familie Schmielau befand, nach 1942 abgebrochen wurde und heute im Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseum steht.
Hofwurt Dingen LA 6
Bei einer Bohrsondage im Frühjahr 1995 wurde unter einem tonig bis schluffigem Kleiauftrag ein bis zu 0,40 m mächtiger Torf als Teil der weiträumigen Sietlandsvermoorung erschlossen.