Presse: Neues Buch von Dirk Meier: DIE HALLIGEN
13.08.2020: Artikel von Hans-Christian Davidsen in Flensborg Avis
13.08.2020: Artikel von Uwe Törper in der Dithmarscher Landeszeitung und bei Boyens Medien
Neues Buch von Dirk Meier: Den Naturgewalten ausgesetzt
Viele Warften wurden zerstört, 74 Halligbewohner sowie viele Kühe und Schafe ertranken. "Die Frage war damals, ob man die Halligen als Lebens- und Wohnort aufgeben sollte", sagt Meier. Der Meeresspiegelanstieg ist seither weitergegangen, und wieder, zwei Jahrhunderte später, stellt sich eine existenzielle Frage: Was soll angesichts von Klimawandel, Erderwärmung und steigender Nordsee langfristig aus den Halligen werden, wie können die auf ihnen lebenden Menschen und ihr Hab und Gut wirksam geschützt werden?
Der Unterschied sei, so Meier: Was damals eine Zeit lang als Option galt - eben die Halligen aufzugeben -, sei heute keine. Selbstverständlich sollen die kleinen Marschinseln erhalten, weiter bewohnt und bewirtschaftet werden und Touristen anziehen. Der Tourismus ist heute der wichtigste Wirtschaftszweig auf den größeren Halligen wie Hooge und Langeneß.
Hinzu komme aber, erklärt der Historiker und Geologe: "Wir brauchen die Halligen als Bollwerke für den Küstenschutz." Das habe man auch vor 200 Jahren so gesehen und die Eilande unter anderem aus diesem Grund nicht sich selbst überlassen. Das Problem liege heute darin, so Meier, dass der Meeresspiegel stärker steige, als die Halligen infolge von Sedimentablagerungen aufwachsen. Dies können sie nur, wenn sie hin und wieder - die Warften ausgenommen - überflutet werden. Deshalb wäre es widersinnig, zum Halligenschutz Seedeiche zu bauen.
Die Strategie des Landes Schleswig-Holstein ist daher auch eine andere: Die schweren Herbststürme des Jahres 2013 führten zum Warftenverstärkungsprogramm "Hallig 2050". Das Konzept ist, die bestehenden, zu niedrigen Warften nach und nach über einen langen Zeitraum durch höhere und bessere neue zu ersetzen. Die Umsetzung des Programms hat bereits auf Nordstrandischmoor, Hooge und Langeneß mit Baumaßnahmen begonnen. Meier hält "Hallig 2050" im Hinblick auf die prognostizierten Gefahren durch künftige Sturmfluten sowie hinsichtlich der Machbarkeit und Finanzierbarkeit für angemessen. Es seien allerdings noch "viele Fragen offen", zum Beispiel die, wie zu verfahren wäre, wenn Warften erhöht werden müssten, darauf stehende Gebäude aber noch nicht abrissreif wären.
Schon seit Jahrtausenden sei ein permanenter Meeresspiegelanstieg, abgesehen von einigen zwischenzeitlichen Schwankungen, beobachtbar, auch dies stellt Meier in seinem neuen Buch dar. Die Warften zu erhöhen, sei keine neue Idee, das hätten die Halligbewohner schon vor Jahrhunderten gemacht. Besonders einschneidende Ereignisse waren für sie verheerende Sturmfluten in den Jahren 1362, 1634, 1717 und 1825. Menschliche Eingriffe verschlimmerten zum Teil die Auswirkungen der Sturmfluten. So befand sich zwischen Eiderstedt und Föhr im Mittelalter eine große Moorlandschaft, die dann urbar gemacht wurde, um überlebenswichtigen Roggen anzubauen. Durch die Entwässerung sank die Landoberfläche. "Man hat zwar die dadurch größeren Gefahren durch Sturmfluten gesehen, aber ausschlaggebend war der starke wirtschaftliche Druck, Getreide anzubauen."
Dirk Meier gibt in seinem Buch einen Überblick über die Landschaftsgeschichte des südlichen nordfriesischen Wattenmeers, geht auf die traditionelle Wirtschaft und Kultur auf den Halligen und in einem Blick in die Zukunft auf die Herausforderungen durch die Klimaveränderungen ein. Das Buch ist mit zahlreichen Karten und Fotos illustriert. Es schließt sich an den unter anderem vom selben Autor verfassten, ebenfalls im Boyens Buchverlag erschienenen "Küstenatlas" an, der sich mit Geologie, Archäologie und Geschichte des schleswig-holsteinischen Wattenmeers bis zum 17. Jahrhundert befasst.
Dr. Dirk Meier wurde in Flensburg geboren und studierte in Köln und Kiel Ur- und Frühgeschichte, Geologie und Ethnologie. Er promovierte 1988 und habilitierte sich 1998. Meier arbeitete unter anderem am Forschungs- und Technologiezentrum der Universität Kiel in Büsum.